SASS Plattdeutsche Ortsnamen Schleswig-Holsteins


Vorschläge zur plattdeutschen Ortsnamenschreibung in Schleswig-Holstein

Die Schreibung wird der Aussprache soweit angepasst, wie dadurch die Wortgeschichte erkennbar und der Name möglichst deutbar bleibt.

Zeichen
<>= plattdeutsch geschrieben
[] = plattdeutsch gesprochen
hd. = hochdeutsch

A. Vokale

1) Langes <a>, <ä>, <e>, <o>, <ö>, <u>, <ü> verdoppeln

  1. Ein langer Vokal wird nur in geschlossener (mit einem Konsonanten endender) Silbe doppelt geschrieben,
    z.B. <Haal> hd. Haale, aber <Ha-ler Au> hd. Haaler Au,
    <Groot> hd. Groß, aber <Gro-ten ...> hd. Großen ...,
    <-huus> hd. -haus, aber <-hu-sen> hd. -hausen,
    <Süüd-> hd. Süd- aber <Sü-der-> hd. Süder-,
    z.B. <-beek> hd.-bach/-beck/-bek.
    <-steed> hd. -stedt,
    <-hoorn> hd. -horn.
  2. Das Dehnungs-h in Ortsnamen wird zur besseren Deutbarkeit des Wortes durch einen zweiten Vokal ersetzt, wenn das entsprechende Wort ansonsten kein Dehnungs-h hat,
    z.B. <-woold> wohld/-wald
  3. Das Dehnungs-e im Hochdeutschen gilt auch für das Niederdeutsche,
    z.B. <Noer> hd. Noer
    <Itzhoe> hd. Itzehoe

2) <a>/<aa>/<ah> oder <o>/<oo>/<oh>

Ein langes <a> wird im nordelbischen Niederdeutsch immer offen („dunkel“) oder als geschlossenes o („ganz dunkel“) gesprochen.

  1. Wo es „dunkel“ und lang wie in hd. „Olga“, aber lang gesprochen und oft als [å] gekennzeichnet wird, wird es <a>/<aa>/<ah> geschrieben,
    z.B. <Ahrensborg> hd. Ahrensburg.
  2. Wo es „ganz dunkel“ wie in hd. „Mohn“, aber lang gesprochen wird, wird es <o>/<oo>/<oh> geschrieben,
    z.B. <Bohrenfleth> hd. Bahrenfleth.

3) <e>/<ee>/<eh> oder <ä>/<ää>/<äh>

Wenn ein langes einlautiges <e>/<ee>/<eh> regional als [ä] gesprochen wird, wird es <ä>/<ää</<äh> geschrieben,

z.B. <-bääk> hd. -bach/-beck/-bek,
<-stääd> hd. -stedt.

4) Langes <e>/<ee>/<eh> oder <ei>

Wenn ein langes zweilautiges <e>/<ee>/<eh> regional als [ai] gesprochen wird, wird es <ei> geschrieben,

z.B. <Beisendaal> [Baisendåål] hd. Besenthal.
z.B. <Söbeneiken> [Söbenaiken] hd. Siebeneichen.

5) Kurzes <e> oder <i>

Wenn ein kurzes <e> regional als kurzes [i] gesprochen wird, wird es <i> geschrieben,

z.B. <Himm> [Himm] hd. Hemme.

6) <-el> und <-en> oder <-l> und <-n>

Obwohl das ursprüngliche <e> in den Silben <-el> und <-en> nicht mehr gesprochen wird, wird es dennoch geschrieben,

z.B. <Nübbel> [Nübl] hd. Nübbel,
<Störkathen> [Stöörkåådn] hd. Störkaten.

7) <-en> nach <m>, <n> und <ng>

Obwohl die ursprüngliche Silbe <-en> nach <m>, <n> und <ng> nicht mehr gesprochen wird, wird es dennoch mitgeschrieben,

z.B. <Damendörp> [Daamdörp] hd. Damendorf,
<Grönendaal> [Grööndaal] hd. Grünental,
<Tönnen> [Tönn] hd. Tönning,
<Dingen> [wie in hd. „sing!“] hd. Dingen.

8) Langes <o>/<oo>/<oh> oder <au>

Wenn ein langes <o>/<oo>/>oh> regional als [au] gesprochen wird, wird es <au> geschrieben,

z.B. <Grauv> [Grauf] hd. Grove,
<Kaugel> [Kaugl] hd. Kogel.

9) <ö>/<öö>/<öh> oder <eu>/<euh>/<oi/<oih>

Wenn ein langes <ö>/<öö>/<öh> regional als [oi] gesprochen wird, wird es <eu>/ <euh> oder <oi>/<oih> geschrieben,

z.B. <Keuthel> [Keutl] hd. Köthel,
<Woihren> [Woian] hd. Wöhrden.

B. Konsonanten

10) <d-> zwischen zwei Vokalen

Wenn ein <d-> regional zwischen zwei Vokalen nicht mehr gesprochen wird, wird es zur besseren Deutbarkeit des Wortes dennoch geschrieben,

z.B. <Sü-derdiek> [Süerdiek] hd. Süderdeich,
<Bre-denbeek> [Breenbeek] hd. Bredenbek,
z.B. <Föhr-den> [Föhrn] hd. Föhrden,
<Nor-derwisch> [Norerwisch] hd. Norderwisch.

11) <-d> im Auslaut

Wenn nach langem Selbstlaut ursprüngliches <-d> am Silben- oder Wortende nicht mehr gesprochen wird, wird es zur besseren Deutbarkeit dennoch geschrieben,

z.B. <Mild-steed> [Milsteed] hd. Mild-stedt,
z.B. <-brood> [brou] hd. -brode,
<-huud> [huu] hd. -hude,
<-raad>/<-rood> [råå, roo] hd. -rade,
<-rheid> [rai] hd. -rheide,
<-steed>/<-stääd> [stee/stää] hd. -stedt,
<-weid> [wai] hd. -weide.

12) <g> oder <ch>

Am Silben- oder Wortende wird <g> immer, am Wortanfang regional [ch] gesprochen, aber dennoch stets <g> geschrieben,

z.B. <Eggbeek>[Ech-beek]hd. Eggebek,
z.B. <-borg>[boach]hd. -burg,
z.B. <Gelting>[Chelting]hd. Gelting.

13) <-rst> oder <-rs> oder <-ss>

Wenn ursprüngliches <r> und/oder <t> in <-rst> regional nicht mehr gesprochen wird, wird es zur besseren Deutbarkeit des Wortes doch weiterhin geschrieben,

z.B. <-horst>[host/hoas/hoss]hd. -horst.

Das gilt auch für andere Änderungen des <r> in der Aussprache,

z.B. <Barsbüddel>[Baasbüddel]hd. Barsbüttel,
z.B. <Swartenbeek>[Swattenbeek]hd. Schwarzenbek.

14) <s> oder <sch> vor <l>,<m>, <n>, <sw>

Wenn ursprüngliches <s> wird vor <l>, <m>, <n> regional als [sch] gesprochen wird, wird es doch weiterhin <s> geschrieben,

z.B. <Smaalfeld>[Schmaalfeld]hd. Schmalfeld

15) <-t> im Auslaut

Auch wenn ursprüngliches <t> im Auslaut meistens nicht mehr gesprochen wird, wird es doch weiterhin geschrieben,

z.B. <Hohwacht>[Hohwach]hd. Hohwacht

16) <-ven>/<-ben> oder <-m>

Obwohl die ursprüngliche Silbe <-v+en>/<-b+en> [m] gesprochen wird, wird bisherige Schreibung beibehalten,

z.B. <Duvensee>[Duumsee]hd. Duvensee.

17) Ältere und neuere Namensform

Wenn eine ältere originär niederdeutsche Form und eine hochdeutsch beeinflusste jüngere Form nebeneinander bestehen, wird der ersteren der Vorzug gegeben,

z.B. <Loonborg>[Loonborch]und<Lauenborg>[Launborch]hd. Lauenburg.

C. SASS´sche Schreibregeln

Ansonsten gelten die SASS‘schen Schreibregeln, abgedruckt in „der neue SASS“, Plattdeutsches Wörterbuch, ISBN 3-529-03000-7.

Stand: 1.11.2009