2.1.6.1.1.3.1 Erweiterung mit to

  1. Der Infinitiv mit to zu steht meistens am Satzende, z.B.

    He hett keen Lust to arbeiden.
    Er hat keine Lust zu arbeiten.
    Dat weer swoor, dat Problem to lösen.
    Das Problem zu lösen war schwierig.

  2. Auch nach hebben haben kann ein Verb mit to zu folgen, z.B.

    to liggen/sitten/stahn hebben
    liegen/sitzen/stehen haben 

    Wi hebbt 100 Buddels Wien in’n Keller to liggen.
    Wir haben 100 Flaschen Wein im Keller liegen.
    De Trainer hett noch noog Spelers op de Bank to sitten.
    Der Trainer hat noch genügend Spieler auf der Bank sitzen.
    Se hett dor noch ehr Auto to stahn.
    Sie hat dort noch ihr Auto stehen.

    Auch andere Verben nach hebben haben werden oft mit to zu erweitert, um den durativen Aspekt zu betonen, z.B.

    Ik heff en Deern bi mi to wahnen.
    Bei mir wohnt ein Mädchen.

    Hinweis 1:

    Sonst aber Ik finn en Kind an’n Strand liggen. Ich finde ein Kind am Strand liegend.

  3. Nach Verben der Bewegung steht oft kennzeichnend niederdeutsch to für den hochdeutschen Infinitiv um zu, z.B.

    He keem na de Köök to fröhstücken.
    Er kam in die Küche, um zu frühstücken.
    He kümmt jeden Dag bi mi to kieken.
    Er kommt täglich, um sich bei mir umzusehen.
    Se geiht na ehr Naversche röver to klönen.
    Sie geht zu ihrer Nachbarin, um zu plaudern.

  4. Nach Verben der Ruhe steht to für die hochdeutsche Konjunktion und oder mit zugehörigem Verb für ein Adverbial (Umstandsbestimmung) mit einem hochdeutschen Partizip Präsens (Ersten Mittelwort), z.B.

    He sitt in de Köök to fröhstücken.
    Er sitzt in der Küche und frühstückt. Er sitzt frühstückend in der Küche.
    He liggt in’t Bett  to slapen.
    Er liegt im Bett und schläft. Er liegt schlafend im Bett.

    Hier wird auch das Andauern der Handlung angezeigt, s. im Absatz (4) hier.

  5. Der Infinitiv mit to wird oft aufgelöst, indem zwei durch un und verbundene Prädikate gewählt werden, z.B.

    He is bi un maakt sien Auto heel.
    He is bi, sien Auto heel to maken.
    Er ist dabei, sein Auto zu reparieren.
    He geiht bi un leggt frisch Papeer in den Drucker.
    He geiht bi, frisch Papeer in den Drucker to leggen.
    Er fängt an, neues Papier in den Drucker zu legen.

    Hinweis:

    Im Landesteil Schleswig außer einem südlichen Bereich wird aufgrund dänischen Einflusses jeder zu-Infinitiv durch un und Verb im Infinitiv ersetzt: He is bi un maken sien Auto heel. Ferner: Dat is nich licht un spelen Buer. Statt: Dat is nich licht, Buer to spelen. Es ist nicht leicht, Bauer zu sein.

  6. Nach blieven bleiben und kamen kommen wird mit der Infinitivkonjunktion to ein Verb angeschlossen, wo hochdeutsch häufig mit der Präposition zum/zur ein Substantiv/Nomen angeschlossen wird, z.B.

    Se blifft to eten.
    Sie bleibt zum Essen.
    Dat Auto keem eerst an de twete Ampel to stahn.
    Das Auto kam erst an der zweiten Ampel zum Stehen.

  7. Bildungen mit dem Partizip Präteritum und to hebben zu haben bzw. to wesen/ween/sien zu sein sind nicht möglich, z.B.

    He glöövt, he hett dat nu henkregen.
    Er glaubt, es nun geschafft zu haben.
    He seggt, he weer dor nich bi wesen/ween/west.
    Er erklärt, nicht dabei gewesen zu sein

  8. Der prädikativ verwendete Infinitiv mit to, der hochdeutsch im Sinne von (nicht) machbar gebraucht wird, wird im Niederdeutschen außer mit is (nich) to ist (nicht) zu auch mit lett sik (nich) lässt sich (nicht) oder kann man/een/’n (nich) kann man (nicht) ausgedrückt, s. hier, z.B.

    Dat is nich to överbeden.
    Daneben:
    Dat lett sik nich överbeden.
    Dat kann man/een/’n nich överbeden.
    Das ist nicht zu überbieten.

    Dat is nich to faten.
    Daneben:
    Dat kann man/een/’n nich faten.
    Das ist nicht zu fassen.

  9. Wird bruken brauchen im verneinenden Satz als Modalverb gebraucht, kann statt des Infinitivs mit to zu der reine Infinitiv auftreten, z.B.

    Dor bruukst du di nix bi (to) denken.
    Du brauchst dir nichts dabei zu denken.
    Du bruukst noch nich (to) gahn.
    Du brauchst noch nicht zu gehen.

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