2.4.3 Possessive Pronomen und Artikelwörter (besitzanzeigende Für- und Begleitwörter)

Possessive Pronomen und Artikelwörter zeigen Besitz oder Zugehörigkeit an.

  1. Sie können als Possessivpronomen stellvertretend für ein Nomen/Substantiv stehen, z.B.

    Düt Glas is noch half vull, dien aver al half leddig.
    Dies Glas ist noch halb voll, deines aber schon halb leer.
    Dat half vulle is mien.
    Das halb volle ist meins.

  2. Meistens werden sie jedoch begleitend als possessive Artikelwörter gebraucht, z.B.

    Mien Glas is noch half vull.
    Mein Glas ist noch halb voll.

  3. Die besitzanzeigenden Possessivpronomen/-artikel sind:

    mien mein, dien dein, sien1 sein m, ehr2 ihr fsien1 sein n, uns/us3 unser, joon/juun/juuchen4 euer, ehr5 ihre

    Anmerkung 1:
    Daneben betont em sien sein.

    Anmerkung 2:
    Daneben betont se ehr ihr. – In Ostfriesland hör (vgl. englisch her).

    Anmerkung 3:
    In Nordniedersachsen z.T. us (auch in Ost- und Westfalen, vgl. a. englisch us).

    Anmerkung 4:
    In Schleswig-Holstein nördlich der Elbmarschen juun. Daneben in Mittelholstein und Lauenburg juuchen. In Dithmarschen jüm, in Nordfriesland jemme, in Angeln und westlich davon bis an Nordfriesland heran ju ehrs, juus.

    Anmerkung 5:
    Daneben betont jüm ehr, jem ehr, in Norderdithmarschen süm, in Nordfriesland jerre, in Angeln und westlich davon bis an Nordfriesland heran se ehrs, sees/siss ihr pl. In Ostfriesland hör (vgl. englisch her).
    Als Anrede Se Ehr neben Jüm Ehr, Jem Ehr, in Norderdithmarschen Süm, in Nordfriesland Jerre, in Angeln und westlich davon Se Ehrs, Sees/Siss Ihr/Ihre.

  4. Deklination von mien mein:

    Es bestehen Formen mit und ohne Suffix nebeneinander, weil der Prozess des Suffixabfalls nicht abgeschlossen ist. Der Suffixabfall ist beim Sprechen weiter fortgeschritten als beim Schreiben.
    Die Deklination gilt für den Gebrauch als Pronomen und als Artikel.

        m f n
    sing. nom. mien mien(e) mien
      nichtnom. mien(en) mien(e) mien
    plur. nom. mien(e) mien(e) mien(e)
      nichtnom. mien(e) mien(e) mien(e)
    Mien Elefant is swoor. Mein Elefant ist schwer.
    Mien(e) Hex hett enen Bessen. Meine Hexe hat einen Besen.
    Mien Book weer düer. Mein Buch war teuer.
    Ik seh mien(en) Hund nich mehr. Ich ehe meinen Hund nicht mehr.
    He kickt op mien(e) Bruut. Er schaut auf meine Freundin.
    Dat is mien Krokodil. Das ist mein Krokodil.
    Mien(e) Elefanten sünd hier. Meine Elefanten sind hier.
    Mien(e) Göös sünd wegflagen. Meine Gänse sind weggeflogen.
    Dor loopt mien(e) Peer. Da laufen meine Pferde.
    He schütt op mien(e) Rehböck. Er schießt auf meine Rehböcke.
    He mag mien(e) Müüs geern. Er mag meine Mäuse gern.
    Se jaagt mien(e) Swien. Sie jagen meine Schweine.

    Zum Genitiv s. hier. Es ergibt sich danach z.B.

    mit der possessiv-pronominalen Ergänzung sien/ehr:
    mien Hund sien Halsband das Halsband meines Hundes
    mit der präpositionalen Ergänzung vun:
    de Blööt vun mien(e) Bloom die Blüte meiner Blume
  5. Deklination von dien, sien1, ehr1, sien, uns/us2,joon/juun3, ehr1:

    Sie werden wie mien dekliniert. Joon/juun/juuchen bleiben unverändert.

    Anmerkung 1:
    Die betonten Formen em sien, se ehr, jüm/jem ehr bleiben unverändert.

    Anmerkung 2:
    In Nordniedersachsen z.T. us (auch in Ost- und Westfalen, vgl. a. englisch us).

    Anmerkung 3:
    In Ost- und Mittelholstein und Lauenburg juuchen im mittleren und nördlichen Dithmarschen auch jüm, in Nordfriesland jem.

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