2.1.9.2.4 Hilfs- und Modalverb (Hilfs- und veränderndes Zeitwort) doon

doon tun

  1. als Hilfsverb

    Das Präteritum dieses Verbs wird zur Umschreibung des Konjunktivs gebraucht (dee würde), s. hier.

  2. als Modalverb

    Zur Betonung eines Verbs kann die konjugierte Form von doon an die Stelle des Verbs treten, das Verb selber steht dann im Infinitiv.

    1. Im Hauptsatz steht der Infinitiv des Verbs am Satzanfang, z.B.

      Lopen do ik geern. Statt: Ik loop geern.
      Ich laufe gern.
      Doon deit he mi nix. Statt: He deit mi nix.
      Er tut mir bestimmt nichts.
      Warrn deit dat nix. Statt Dat warrt nix.
      Das wird nichts.

    2. Im Nebensatz steht der Infinitiv am Satzende an zweitletzter Stelle (Ausdrucksstelle), z.B.

      Dat schaadt em nich, wenn he mal lopen deit.
      Statt:
      Dat schaadt em nich, wenn he mal löppt.
      Es schadet ihm nicht, wenn er einmal läuft.

      In Nebensätzen hat sich diese Verwendung auch dort verbreitet, wo die Betonung keine Rolle spielt.

      Allerdings wird doon in Nebensätzen vor allem im Mündlichen eingesetzt.

    3. Im Ausrufesatz steht der Infinitiv ebenfalls an der Ausdrucksstelle:

      Wenn he dat man maken deit!
      Wenn er das nur machen wird!

  3. als Vollverb

    1. Doon wird im Niederdeutschen häufiger als im Hochdeutschen gebraucht,

      • für aktiv sein oder arbeiten verstärkend oder erweiternd nach einem anderen Verb, z.B.

        He maakt un deit den helen Dag.
        Er ist den ganzen Tag sehr aktiv.
        Wat hett he jammert un daan!
        Wie hat er gejammert und geklagt!

      • für handeln/ausführen/erledigen u.Ä., z.B.

        wat daan kriegen etw. schaffen
        sik wat daan hebben sich verletzt haben
        to doon hebben beschäftigt sein
        to doon hebben, dat ... Mühe haben, dass ...
        Ik kann dat doon. Ich kann es mir leisten.
        Ik mutt noch wat doon. Ich habe noch etwas zu erledigen.
        Ik warr den Düvel doon un … Ich werde auf keinen Fall ...

      • für handeln/sich verhalten, z.B.

        frömd doon sich abweisend verhalten
        groot doon vornehm tun, sich angeberisch verhalten

      • für ausmachen/bewirken, z.B.

        Dat deit dat Water. Das bewirkt das Wasser.
        Dat deit nix. Das macht nichts aus.
        Wat Sünnenschien doch deit. Was Sonnenschein doch ausmacht.

      • für an einen Ort bringen/legen/schütten/setzen/stellen, z.B.

        Se deit dat op den Disch.
        Sie legt/setzt/stellt das auf den Tisch.

      • jetzt selten für geben/reichen/übermitteln, z.B.

        Do mi mal de Telefon-CD her!
        Gib mir mal die Telefon-CD her!
        Ik will em noch gau Bescheed doon.
        Ich möchte ihm noch schnell Nachricht geben.

    2. Häufig tritt es auch mit Präfixen auf, z.B.

      afdoon beenden, erledigen
      andoon 1. (Schaden) zufügen, 2. dazugeben
      apendoon öffnen
      bidoon dazugeben/-legen
      mitdoon mitmachen
      opdoon 1. anschaffen, 2. aufmachen, öffnen
      todoon Augen/Tür schließen
      ümdoon umhängen/-legen, überziehen
      sik ümdoon sich umhören/-schauen, suchen
      utdoon 1. (Getränk) ausgeben/-schenken, 2. (Geld) verleihen

      Schöön, wenn dat dor nu mit afdaan weer.
      Es wäre schön, wenn es damit nun erledigt wäre.
      He hett ehr wat andaan.
      Er hat ihr Schaden zugefügt.
      Se deit noch Solt an de Kantüffeln an.
      Sie gibt noch Salz an die Kartoffeln.
      He hett noch 10 € bidaan.
      Er hat noch 10 € dazugelegt.
      He lüggt, wenn he den Mund apendeit.
      Er lügt, sobald er den Mund aufmacht/öffnet.
      He deit nich mehr mit.
      Er macht nicht mehr mit.
      He hett sik en Deern opdaan.
      Er hat sich eine Freundin angeschafft.
      Kannst Du de Datei nich opdoon?
      Kannst Du die Datei nicht öffnen?
      He hett de Ogen för ümmer todaan.
      Er hat die Augen für immer geschlossen.
      He deit ni nich de Döör achter sik to.
      Er schließt nie die Tür hinter sich.
      Do noch beten Botter to!
      Gib noch etwas Butter dazu!
      Dat is so koolt, ik do mi enen Mantel üm.
      Es ist so kalt, ich ziehe mir einen Mantel über.
      Ich bruuk noch en ole Melkkann, ik will mi mal ümdoon.
      Ich benötige noch eine alte Milchkanne, ich werde mal eine suchen.
      De ne’e/nie’e Mitarbeider mutt noch enen utdoon.
      Der neue Mitarbeiter muss noch einen ausgeben.
      De Banken doot dat Geld nu för högere Tinsen ut.
      Die Banken verleihen nun Geld gegen erhöhte Zinsen.

    3. Es trat früher häufiger als im Hochdeutschen in Funktionsverbgefügen (festen Verbindungen von Haupt-/Namenwort und Zeitwort) auf, s. im Abs. 2 hier.

Hinweis:
Zur Konjugation s. hier

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